Wirtschaftsethnologie und Politische Anthropologie - Staatenbildung und die Ökonomie von Kula und Potlatch

Der Mensch Malinowski

Was für ein Mensch war dieser Forscher, der sich jahrelang in den entlegensten Gebieten der Welt aufhielt um das Leben der Primitiven in der Südsee zu erforschen, weit weg von der Zivilisation.

“Bronislaw Malinowski wird von seinen Schülern und Biographen als exzentrische Persönlichkeit mit ausgeprägt extrovertierten Charakterzügen beschrieben. Will man etwa Edmund Leach folgen, so war er von der öffentlichen Meinung und Anerkennung in einem solchen Maße abhängig, daß er zeit seines Lebens „um den Applaus der Galerie mehr bemüht schien als um das Streben nach Wahrheit".28 Kardiner und Preble schildern ihn als einen Mann, der es liebte, im gesellschaftlichen Leben eine aktive Rolle zu spielen, und Einsamkeit so wenig ertragen konnte, daß er sich ständig mit einem Kreis von Freunden, Schülern und Verehrern umgab.29 In einem fremden sozialen Kontext, in dem andere Wertmaßstäbe und Verhaltensmuster gültig waren, leben zu müssen, dürfte daher gerade Malinowski schwergefallen sein.”

(Quelle: Karlheinz Kohl, Exotic als Beruf, 1979 B. Heymann Verlag Wiesbaden)

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Über die Person Malinowski als Wissenschaftler gibt es unterschiedliche Meinungen, das verwundert nicht, schließlich lebt die Wissenschaft von unterschiedlichen Meinungen, Interpretationen oder unterschiedlichen theoretischen Ansätzen. Die Art und die Durchführungen seinen Feldforschungen, die er nicht vom Schreibtisch aus führte,  sondern “vor Ort”, werden vom Prinzip her noch heute so durchgeführt.

Als in den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhunderts seine Tagebücher veröffentlicht wurden, erschienen seine Forschungsergebnisse bald in einem anderen Licht. In seinen Tagebüchern schrieb er nieder, dass er die Trobriander, seinen Forschungsgegenstand, manchmal sogar hasste und mit der freizügige Sexualität der Eingeborenen nicht klar kam. Es wurde in wissenschaftlichen Kreisen auch die Frage gestellt:  In wie weit sind seine Forschungsergebnisse  vom subjektiven Befinden überlagert?