Wirtschaftsethnologie und Politische Anthropologie - Staatenbildung und die Ökonomie von Kula und Potlatch

Ethnologie im Wandel

Bei der Definition, „Was ist Ethnologie?“ streut die Begriffsfindung vom Missionarsbericht aus dem 18. Jahrhundert, bis zur Ethnosoziologie, oder seit den sechziger Jahren, zur Soziallanthropologie britischer oder  amerikanischer Herkunft. Inzwischen hat die Ethnologie, im Zuge interdisziplinärer Forschung, weitere Forschungsfelder besetzt. Als da sind:

  • Ethnoökologie (mit Ethnobotanik)
  • Wirtschaftsethnologie (wirtschaftliche Organisation)
  • Ethnosoziologie (soziale Organisation, britisch: social anthropology)
  • Politikethnologie (politische Organisation)
  • Religionsethnologie
  • Rechtsethnologie
  • Medizinethnologie
  • Ethnomedizin (mit Ethnopharmakologie, Ethnopsychiatrie,
  • Ethnopsychoanalyse)
  • Musikethnologie

 

Die oben angeführte Politikethnologie (politische Organisation) entspricht der angelsächsischen political anthropology / Ethnosoziologie und ist ein Teilgebiet der Politikwissenschaft.

Abzugrenzen ist die Politikethnologie von der deutschsprachigen Politischen Anthropologie (Teilgebiet der Politischen Theorie und der Anthropologie).

Dies bedeutet: In Deutschland gibt es eine Anthropologie, die aber kein Teilgebiet der Ethnologie, sondern der Politologie ist.

Ich habe eher den Eindruck, dass es sich zumeist um Soziologen handelt, die eine Theorie auf Grundlage ethnologischer Forschung entwickeln. Daraus resultiert für mich der Ansatz zur Politischen Anthropologie. D.h.: Der Kreis von der Ethnologie beginnend, schließt sich über die Soziologie und die Politikwissenschaft wieder neu bei der Ethnologie.

Die Politische Theorie untersucht in wie weit welche ideengeschichtlichen Hintergründe, Staatstheoretiker wie z.B. Machiavelli, in seinen Werken beeinflusst haben. Dabei gehen die Untersuchungen ernsthaft der Frage nach: Hat Machiavelli Platon im Original gelesen oder nur eine lateinische Übersetzung? Wobei nicht ganz geklärt ist, ob Machiavelli überhaupt Latein im Original lesen und übersetzen konnte. (Vgl. Sternberger Dolf: Machiavellis Principe und der Begriff des Politischen, Sitzungsbericht der wiss. Gesell.a.d. J.W.Goethe Universität; Ffm, Bd.l2, Nr.2)

Seitdem das Fach gegen Ende des 19. Jahrhunderts Einzug in die Universitäten hielt, erweist sich die Definition des Gegenstandes dieser neuen Wissenschaft als schwierig, weil sie ursprünglich meist defensiv in Abgrenzung zu anderen Wissenschaften geschah und die erforschten Gesellschaften oft nur durch das bestimmt wurden, was ihnen im Gegensatz zu großen staatlichen Kulturen fehlte. Deshalb wurden vor allem folgende Negativ- bzw. Mangeldefinitionen des Gegenstandes gewählt:

  • nicht entwickelte (primitive) Kulturen,
  • schriftlose Kulturen
  • nicht-industrielle Kulturen
  • nichtstaatliche Kulturen
  • „savages“, „sauvages“, „Wilde“ also nicht zivilisierte, nicht erzogene bzw. im Naturzustand befindliche Kulturen
  • geschichtslose und damit der Tradition verhaftete unmoderne Kulturen
  • nicht entfremdete oder von der eigenen westlichen Zivilisation unberührte Kulturen
  • nichteuropäische Kulturen

Wikipedia definiert die Politische Anthropologie so:

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Die Politische Anthropologie ist sowohl ein Teilgebiet der Politischen Theorie und Ideengeschichte als auch der Philosophischen Anthropologie. Forschungsgegenstand sind Versuche, Formen der politischen Regelung aus der Natur des Menschen (oder auch dessen kulturellen Besonderheiten) abzuleiten. Sie ist von der Politikethnologie (im Englischen: political anthropology) abzugrenzen, in der über die Politik fremder Kulturen geforscht wird.

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