Wirtschaftsethnologie und Politische Anthropologie - Staatenbildung und die Ökonomie von Kula und Potlatch

Feldforschung

Foto aus: Malinowski, Bronislaw: Argonauten des westlichen Pazifik Rechts das Zelt Malinowskis

 

Malinowski gilt als einer der ersten Ethnologen, der die Untersuchung fremder Völker nicht vom universitären Elfenbeinturm aus beobachtete - also sich nicht auf die Berichte und Aufzeichnungen christlicher Missionare, Händler usw. verließ, sondern selbst vor Ort arbeitete und recherchierte, wie wir es heute ausdrücken würden.

Dies ist um so erstaunlicher, da Malinowski als ein Mann beschrieben wird, der die Öffentlichkeit und deren Beifall suchte.  Seine Tagebücher, die in den sechziger Jahren des zwanzigsten Jahrhundert veröffentlicht wurden, geben einen Einblick über seinen Seelenzustand, während der Zeit, als er seine Feldforschungen bei den Trobriandern durchführte.

Die Insel Kiriwina gehört zu den "Trobriand-Inseln", eine Inselgruppe in der Salomonen-See. Kulturell gehören sie zu Melanesien . Politisch sind die Trobriand Inseln ein Teil der Provinz Milne Bay.

Die Provinz Milne Bay gehört zu Papua Neuguinea Provinz Milne Bay

Malinowski und die Ethnologen Alfred Radcliffe-Brown, Morgan und Frazier, gelten als die bedeutensten Vertreter der funktionalistischen Gesellschaftsanalye. Diese untersucht soziale Phänomene auf ihre soziale Funktion.

Malinowski setzte sich auch mit der damals sehr populären Psychoanalyse, also mit Sigmund Freud, auseinander. Wie Margaret Mead nach ihm, verwies er auf die interkulturellen Unterschiede von sexuellen und andere wichtigen sozialen Beziehungen (Eltern-Kind-Beziehungen etc.) und warnte davor, Freuds Erkenntnisse auf fremde Kulturen zu projizieren.

Der praktische Ansatz, seiner Arbeit im Feld, wird mit dem Begriff “teilnehmende Beobachtung”, bzw. “participant observation” beschrieben. Die Vorläufer der Feldforschung, wurden als Armchair Anthropologist" bezeichnet und schließt all jene Anthropologen des 19. Jh., ein, die ihre Theorien nicht auf eigene Feldforschung stützen, sondern auf Berichte von Missionaren, Kolonialbeamten etc.

Auch wenn die ethnologischen Methoden heute wissenschaftlich überholt scheinen, kann niemand Malinowski absprechen auch für Nichtethologen lesbare Literatur geschrieben zu haben.

Die Ethnologie sieht sich heute als empirische Wissenschaft. Karlheinz Kohl schreibt hierzu:

“Gewiß ist die Ethnologie nicht die einzige empirische Sozialwissenschaft, die durch die Verwendung einer definitorisch streng festgelegten Fachterminologie den Anspruch auf exakte Wissenschaftlichkeit zu erheben und zu unterstreichen versucht. ^)er Kontrast zwischen theoretischer Analyse und empirischer Fallstudie aber ist in keiner anderen Sozialwissenschaft augenfälliger als in der Ethnologie."

Der hohe Grad von Formalisierung, nach dem sie strebt, findet darin Ausdruck, daß sie ihre Begriffsmuster mit Vorliebe der Mathematik entlehnt. So ist in ethnologischen Analysen nicht nur von der „Funktion eines Brauches" oder von der „Reziprozität sozialer Beziehungen" die Rede; vielmehr werden, ebenso wie zur Darstellung primitiver Verwandtschaftssysteme geometrische Diagramme, zur Einteilung der Heiratssysteme algebraische Begriffe wie „ elementar", „ komplex" und „ asymmetrisch" verwendet, oder die Seitenverwandten einer Generation, gemäß dem Geschlecht der Geschwister ihrer Eltern, in „matri-", resp. „patriilineare", „cross-" und parallel-cous'ms" unterschieden usw.

...”Unter Titeln wie: Argonauts of the Western Pacific (Malinowski 1922), Coral Gardens and their Magic (Malinowski 1935), We the Tikopia (R. Firth 1936) oder A Black Byzantium (Nadel 1942) möchte man eher Romane vermuten als das, was sie tatsächlich sind Inkunabeln empirischer Feldforschung, die als solche einer ganzen Generation von Ethnographen als Vorbild dienten.

Romanesk muten denn auch oft die Beschreibungen der Lebensformen der „Primitiven" an, poetisch die der Landschaften, die der Autor den Leser mit ihm zusammen aufzusuchen auffordert.

(Quelle; Karlheinz Kohl, Exotic als Beruf, 1979 B. Heymann Verlag Wiesbaden Seite 13)